Besonders im Herbst neigen wir dazu mehr Süßigkeiten wie Schokolade zu essen, weil wir irgendwie spüren, dass unser Körper diese nährenden Qualitäten braucht und wir versuchen sie dadurch zu erzeugen.
Aber nicht nur dann, auch im Büro in besonders stressigen Zeiten – die berühmt-berüchtigte Dose mit den Süßigkeiten, das Stückchen Kuchen zum Kaffee am Mittag, obwohl man eigentlich noch satt vom Mittagessen ist, das Glas Wein oder Bier, das man unbedingt nach einem langen stressigen Arbeitstag „braucht“, die Tüte Chips, die bei einem spannenden Film nicht fehlen darf und und und. Die Liste der Gründe für diese vermeintlichen kleinen Sünden ist lang.
Doch was geht in diesen Momenten in tatsächlich in unserem Körper vor und hat das Wort „Heißhunger“ tatsächlich etwas mit Hunger zu tun?
Die Antwort lautet nein. Heißhunger beschreibt umgangssprachlich das Wort Appetit, das mit dem eigentlichen Hunger wenig gemeinsam hat, außer dass wir es mit Nahrung verbinden.
Hunger beschreibt den Bedarf nach Nahrung. Er entsteht im Gehirn und ist ein automatischer, körperlicher Prozess, den der Mensch zum Überleben braucht. Ist der Hunger besonders groß, macht er sich in Form von Magenknurren und im weiteren Verlauf mit Schwindel, Energielosigkeit und allgemeinem Unwohlsein bemerkbar. Ist der Hunger schon fortgeschritten, ist es uns relativ egal, was wir zu essen bekommen, um dieses Gefühl fürs Erste zu befriedigen. Nach dem Essen stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein, das anhält, bis der Körper erneut seine Energiereserven auffüllen muss und sich mit den entsprechenden Symptomen bemerkbar macht.
Dem gegenüber steht der bereits oben erwähnte Appetit. Dieser entsteht im Lustzentrum unseres Gehirns, dem sogenannten Limbischen System, das für unsere Emotionen verantwortlich ist. Er beschreibt nicht den Bedarf, Nahrung aufzunehmen, sondern lediglich die Lust dazu – ist also psychologischer Natur.
Im Ayurveda wird der Mensch ganzheitlich betrachtet, somit geht es nicht nur darum, was man isst, sondern auch warum, wann und wie. Deshalb ist es wichtig, den Unterschied zwischen Hunger und Appetit zu kennen, damit der Körper seinem natürlichen Stoffwechsel nachgehen kann. In diesem Fall geht es vor allem um unser Verdauungsfeuer Agni, das durch zu viele äußere Einflüsse gestört werden kann. Was das für Auswirkung auf unser Immunsystem, Gemütszustand etc. hat, kannst du in diesem Blogartikel lesen.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Hunger und Appetit ist, dass der Appetit plötzlich in Kombination mit Gefühlen auftritt, das Hungergefühl sich aber langsam im Körper ausbreitet und auch trotz Ablenkung nicht vergeht. Wenn man seinen Körper mit der entsprechend benötigten Menge an Nahrung versorgt hat, setzt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein. Beim Appetit verschlimmert es den emotionalen Zustand auf lange Sicht, da die Verdauung des unnötig aufgenommenen Lebensmittels, dem Körper Energie raubt, die er für andere Dinge einsetzen könnte & müsste.
Aus diesem Grund möchte ich im weiteren Verlauf die Hauptauslöser für Appetit aufzeigen, und dir Tipps geben, was du tun kannst, um bewusst gegen Heißhunger-Attacken vorzugehen und diese von „echtem“ Hunger zu unterscheiden.
Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass es nicht schlimm ist, seinem Appetit auch hin und wieder mal nachzugeben. Doch wie in allen Lebensbereichen, ist es hier wichtig, dass du achtsam, genussvoll und in Maßen die geliebten Snacks zu dir nimmst.
Stress ist ein Grund, der unseren Appetit anregt. Die Hormone Adrenalin und Cortisol, die bei Stress vorrangig ausgeschüttet werden, verstärken das Verlangen nach einem Ausgleich, der uns in diesem Moment künstlich glücklich macht. Süßigkeiten helfen tatsächlich kurzfristig gegen Stress, da der Zucker den Insulinspiegel anhebt. Dieser fällt aber schnell wieder ab und der Appetit kommt zurück. Aus diesem Grund ist es in solchen Fällen besser, man greift auf gesündere Snacks zurück. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Portion Nüssen oder Trockenobst für das mögliche Tief am Nachmittag?
Langweile ist zwar das Gegenteil von Stress, führt aber auch oft dazu, dass wir das Gefühl haben, wir müssten jetzt etwas essen – und zwar am liebsten etwas Süßes oder Fettiges. Vor allem das Jahr 2020 war für viele von Langeweile geprägt und in meinem Bekanntenkreis klagen viele aktuell über die Zunahme des Gewichtes oder über Energielosigkeit, die diese Zeit mit sich gebracht hat. Um dem entgegenzuwirken, kann man entweder versuchen, die Langeweile durch Aktivitäten wie Lesen, Sport oder Spazieren gehen zu vertreiben oder man stellt sich an den Herd und kocht etwas leckeres, das dann beim nächsten wirklichen Hunger mit Genuss gegessen wird.
Gewohnheiten können sich auch auf unseren Appetit auswirken. Vor allem am Wochenende wird oft etwas länger geschlafen und dementsprechend auch später gefrühstückt. Trotzdem haben viele gegen Mittag das Gefühl, jetzt wieder etwas zu sich nehmen zu müssen, weil man das ja unter der Woche so gewohnt ist. In diesem Fall ist es wichtig, dass man in sich hineinfühlt und überlegt, ob es nun wirklich notwendig ist, etwas zu essen.
Ein weiterer wichtiger Punkt zum Thema Gewohnheiten ist unsere Erziehung. „Isst du deinen Teller nicht auf, regnet es morgen“ – Diesen Spruch haben wir alle in unserer Kindheit zu Hören bekommen. Wenn der Teller in Maßen angerichtet ist, ist dem auch nichts entgegen zu stellen, doch häufig ist man bereits vorher satt. Um festzustellen, wann man die ausreichende Menge an Nahrung zu sich genommen hat, ist es daher wichtig, langsam und achtsam zu essen und gut zu kauen. Nach ca. 20 Minuten setzt sich im Körper automatisch ein Sättigungsgefühl ein, das du nicht ignorieren solltest, um das bekannte „Esskoma“ zu vermeiden.
Optik und Sensorik spielen bei der Anregung unseres Appetits eine große Rolle. Beim Anblick von einem Teller mit Schokokuchen läuft dir das Wasser im Mund zusammen? Beim Geruch von frischen Brötchen würdest du am liebsten den ganzen Bäcker leer kaufen? Ja, unsere Sinne spielen gerne mit unserem Appetit. Auch in diesem Fall ist es wichtig, in sich hineinzuhören und zu überlegen, ob wir uns der Verführung dieser Sinneseindrücke hingeben möchten.
Ganz wichtig ist natürlich auf die körpereigenen Signale zu achten und den Körper regelmäßig mit ausgewogener Nahrung zu versorgen und achtsam zu sein, wenn man sich doch einmal seinem Appetit hingibt. Um Heißhunger vorzubeugen, empfiehlt es sich über den Tag hinweg warmes oder heißes Wasser zu trinken und darauf zu achten, dass alle Mahlzeiten die sechs Geschmacksrichtungen süß, salzig, bitter, zusammenziehend und scharf beinhalten. Wenn dich am Nachmittag doch mal der kleine Hunger überkommt eignet sich entweder Obst (alleine konsumiert), Trockenfrüchte oder Nüsse.
Ich hoffe, du hast ein paar Tipps für dich mitnehmen können. Wenn du mehr über das Thema erfahren möchtest oder deine Heißhungerattacken tiefergehend und im Zusammenhang mit deiner persönlichen Konstitution analysieren möchtest, melde dich gerne bei mir.
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